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Wer wärst du zur Zeit des Holocausts? - Selbsteinschätzungstest

Haende mit Kerze und Stacheldraht

Wer wärst du zur Zeit des Holocausts? - Selbsteinschätzungstest

von Jette Bruns

Anne Frank

Name: Anneliese Marie Frank
Geburtsdatum: 12. Juni 1929
Geburtsort: Frankfurt am Main, Deutschland
Sterbedatum/-ort: März, KZ Bergen-Belsen (16 Jahre)
Familie: (Jüdisch) Eltern: Otto + Edith Frank, Schwester Margot
Wichtige Lebensstationen:
  • 1933: Flucht nach Amsterdam (Niederlande) nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten
  • 1940: Deutsche Besetzung der Niederlande verschärft die Lebensbedingungen für Juden (Wohnen auf engem Raum, keine Erlaubnis zum Arbeiten)
  • 1942: Untertauchen im Hinterhaus in Amsterdam, um der Deportation zu entgehen
  • 1942-1944: Führung ihres berühmten Tagebuchs über das Leben im Versteck und die Ängste der Verfolgung
  • August 1944: Verrat des Verstecks, Verhaftung und Deportation der Familie
  • März 1945: Tod (mit 16 Jahren) im KZ Bergen-Belsen im März durch Typhus (= bakterielle Infektion)
Nach dem Krieg:
  • Ihr Tagebuch wurde von ihrem Vater Otto Frank veröffentlicht und zählt zu den bedeutsamsten Dokumenten des Holocaust
Bedeutung ihres Tagebuchs + ihrer Geschichte:
  • Anne Franks Tagebuch macht das Schicksal der Millionen verfolgten Juden während des Holocaust zugänglicher und ist ein Symbol für Mut und Menschlichkeit in schwierigen Zeiten. Ihre Geschichte zeigt, wie die Schrecken des Holocaust auch das Leben einer jungen, unschuldigen Person zerstören konnten.
Zitate:
  1. „Wie wunderbar ist es, dass niemand auch nur einen Moment warten muss, bevor er beginnt, die Welt zu verbessern.“
  2. „Ich will nicht umsonst gelebt haben wie die meisten Menschen. Ich will etwas sein, das geachtet wird.“
  3. „Trotz allem glaube ich weiterhin an das Gute im Menschen.“

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Oskar Schindler

Name: Oskar Schindler
Geburtsdatum: 28. April 1908
Geburtsort: Zwittau, Mähren (heutiges Svitavy, Tschechien)
Sterbedatum/-ort: 9. Okt 1974 (66 Jahre)
Sterbe-/Beisetzungsort: Hildesheim, Deutschland -> Jerusalem, Israel
Familienstand: Verheiratet mit Emilie Schindler
Beruf: Unternehmer, Fabrikbesitzer (Emaille- und später Rüstungsfabriken)
Wichtige Lebensstationen:
  • 1939: Eröffnung einer Emaillewarenfabrik in Krakau nach der Besetzung Polens durch Deutschland + Beitritt der NSDAP
  • 1940-1945: Beschäftigung von über 1.200 jüdischen Zwangsarbeitern, um sie vor der Deportation und Ermordung zu retten
  • 1944: Umsiedlung seiner Fabrik nach Brünnlitz (heutiges Brněnec, Tschechien), um seine Arbeiter weiterhin schützen zu können
  • 1945: Ende des Krieges und Rettung der „Schindlerjuden“
Methoden des Widerstands:
  • Beschäftigung jüdischer Zwangsarbeiter, um sie als „unentbehrlich“ für die Kriegsproduktion auszuweisen
  • Bestechung von NS-Beamten und List, um Deportationen zu verhindern
  • Produktion bewusst unbrauchbarer Munition, um die deutschen Kriegsanstrengungen zu sabotieren
Nach dem Krieg:
  • Verlust seines Vermögens
  • Unterstützung durch Überlebende der „Schindlerjuden“
  • Ehrung durch Yad Vashem als „Gerechter unter den Völkern“ (1963)
Bedeutung seiner Taten: Oskar Schindler ist ein Symbol für Mut und Menschlichkeit im Angesicht der Grausamkeiten des Holocaust. Seine Taten zeigten, dass ein Einzelner durch Mitgefühl und Entschlossenheit unermessliches Leid lindern kann. Aufgrund seiner bedeutsamen Taten wurde ein Film produziert (Schindlers Liste - 7 Oscars).
Zitate:
  1. „Wer nur ein einziges Leben rettet, rettet die ganze Welt.“
  2. „Ich wusste, dass ich die Menschen retten musste. Was hätte ich sonst tun können?
  3. „Ich konnte den Leuten nicht zusehen, wie sie ermordet werden. Ich hatte die Macht zu helfen, also tat ich es.“

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Heinz Barth

Name: Heinz Barth
Geburtsdatum: 15. Oktober 1920
Geburtsort: Gransee, Deutschland
Sterbedatum/-ort: 6. August 2007 (86 Jahre), Gransee, Deutschland
Rang: SS-Obersturmführer
Beteiligung an Kriegsverbrechen:
  • Massaker von Oradour-sur-Glane (10. Juni 1944):
    • Beteiligung am Mord an 642 Zivilisten in Frankreich
    • Die Opfer, darunter Frauen und Kinder, wurden verbrannt oder erschossen
    • Das Verbrechen war eine Vergeltungsmaßnahme der SS gegen französische Widerstandskämpfer und gehört zu den schlimmsten Gräueltaten des Zweiten Weltkriegs
Nachkriegszeit:
  • Flucht und Versteck:
    • Nach dem Krieg lebte Barth unter falscher Identität in der DDR und entzog sich jahrelang der Justiz
  • Verurteilung:
    • 1983 wurde er vor einem Gericht in der DDR wegen seiner Beteiligung am Massaker von Oradour-sur-Glane zu lebenslanger Haft verurteilt
    • Trotz seiner Verurteilung wurde er 1997 aus gesundheitlichen Gründen entlassen
Bedeutung + Einsicht: Heinz Barth wurde zu einem Symbol für die systematische Brutalität der SS und die verzögerte Strafverfolgung vieler Kriegsverbrecher. Sein Fall verdeutlicht die Schwierigkeiten und den späten Erfolg, Täter des Holocausts und ihrer Verbrechen zur Verantwortung zu ziehen. Er leugnet seine Schuld und zeigte kaum Bedauern für seine Rolle im Holocaust bis hin zu seinen Tod.
Zitate:
  1. „Ich habe nur Befehle ausgeführt.“
  2. „Die Geschichte wird urteilen.“
  3. „Ich war Teil einer großen Organisation und hatte keine Wahl.“
    (Diese Aussagen zeigen die Haltung vieler NS-Täter, ohne sie zu rechtfertigen)

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Adolfo Kaminsky

Name: Adolfo Kaminsky
Geburtsdatum: 1. Oktober 1925
Geburtsort: Buenos Aires, Argentinien
Sterbedatum: 9. Januar 2023 (97 Jahren)
Beruf: Fälscher, Mitglied der Résistance (Bewegung während WK 2)
Bedeutung: Adolfo Kaminsky war ein außergewöhnlicher Fälscher, der während des Holocaust mit seiner technischen Expertise Tausenden Juden das Leben rettete.
Wichtige Lebensstationen:
  • Kindheit: Kaminsky wuchs in einer jüdischen Familie in Frankreich auf
    Seine Familie floh vor dem Antisemitismus aus Russland nach Argentinien, in sein Geburtsland, und schließlich nach Frankreich
  • Zweiter Weltkrieg:
    • Nach der Besetzung Frankreichs durch die Nazis schloss er sich mit 17 Jahren der Résistance an
    • Er lernte in einer Färberei chemische Techniken, die er später zum Fälschen von Dokumenten nutzte.
    • In einem Untergrundlabor stellte er tausende gefälschte Ausweispapiere her, die Juden halfen, der Deportation zu entkommen
    • Arbeitete oft tagelang ohne Schlaf, da jede Stunde Leben retten konnte
      (ohne Gegenleistungen/Entlohnung)
  • Nachkriegszeit:
    • Nach 1945 unterstützte er weltweite Befreiungsbewegungen, unteranderem die algerische Unabhängigkeitsbewegung und andere antifaschistische Gruppen, mit seinen Fälschungstechniken.
Nachleben:
  • Adolfo Kaminsky lebte lange im Verborgenen und sprach erst spät über seine Taten
  • Seine Geschichte wurde in Büchern und Dokumentationen festgehalten, darunter das Buch „Adolfo Kaminsky: A Forger’s Life“.
Bedeutung Seine Geschichte inspiriert dazu, dass Widerstand nicht nur auf dem Schlachtfeld, sondern auch durch Intellekt und technisches Können geleistet werden kann. Kaminsky ist ein Symbol für den unsichtbaren Heldenmut, der oft im Schatten bleibt, aber tiefgreifende Auswirkungen hat.
Zitate:
  1. „Das Wichtigste war immer, keine Zeit zu verlieren. Jede Minute zählte, weil sie ein Leben retten konnte.“
  2. „Manchmal arbeitete ich drei Tage ohne Schlaf, aber das Leben anderer Menschen war wichtiger als meine Müdigkeit.
  3. „Fälschen war meine Waffe, um gegen den Tod zu kämpfen.“

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Sophie Scholl

Name: Sophie Magdalena Scholl
Geburtsdatum: 9. Mai 1921
Geburtsort: Forchtenberg, Deutschland
Sterbedatum: 22. Februar 1943 (22 Jahre)
Familie: Schwester von Hans Scholl
Widerstand gegen das NS-Regime:
  • Mitgliedschaft in der „Weißen Rose“:
    • Gemeinsam mit ihrem Bruder Hans und anderen Studenten der Universität München engagierte sie sich im Widerstand gegen das NS-Regime
    • Verbreitung von Flugblättern, die die Bevölkerung über die Verbrechen der Nazis aufklärten und zum Widerstand aufriefen
    • Themen der Flugblätter: Judenverfolgung, Massenmorde in Konzentrationslagern und die Forderung nach einem Ende des Krieges
Verhaftung und Hinrichtung:
  • 18. Februar 1943: Verhaftung von Sophie und Hans Scholl, nachdem sie in der Universität München Flugblätter verteilt hatten
  • 2. Februar 1943: Nach einem Schauprozess durch den Volksgerichtshof unter Roland Freisler zum Tode verurteilt
  • Noch am selben Tag durch die Guillotine im Gefängnis München-Stadelheim hingerichtet
Bedeutung + Gedenken: Sophie Scholl ist ein Symbol für Zivilcourage, Widerstand und moralische Standhaftigkeit. Sie verkörpert den Mut, für Überzeugungen einzutreten, selbst unter der Gefahr des Todes.
Sie selbst war stark von christlichen und humanistischen Werten geprägt. Nach ihr und ihrem Bruder Hans, wurden viele Schulen, Straßen und Plätze benannt, da sie als Vorbilder für mutiges Handeln gegen die Ungerechtigkeit gelten.
Zitate:
  1. „So ein herrlicher, sonniger Tag, und ich muss gehen. Aber was liegt an meinem Leben, wenn durch unser Handeln Tausende wachgerüttelt werden.“
  2. „Eines Tages wird alles zur Rechenschaft gezogen, was wir getan oder unterlassen haben.“
  3. „Die Sonne scheint noch.“ (Letzte Worte vor ihrer Hinrichtung)

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Deutscher Bürger zur Zeit des Holocausts

(Der Steckbrief verdeutlicht die Herausforderungen, vor denen normale Bürger in totalitären Regimen stehen, und stellt die Frage, wie wir heute mit ähnlichen Situationen umgehen würden.)

Name: Franz Müller
Geburtsdatum: 5. März 1910
Geburtsort: Stuttgart, Deutschland
Familienstand: Verheiratet, zwei Kinder
Beruf: Fabrikant
Hintergrund: Franz wuchs während einer wirtschaftlichen Not auf, da in den 1930er Jahren eine Weltwirtschaftskrise herrschte. Die politischen Versprechen der NSDAP und Adolf Hitlers schienen vielen Menschen, einschließlich Franz, Hoffnung auf Stabilität und Arbeit zu geben.
Alltag während des Holocausts:
  • Politisches Umfeld: Franz lebte in einem totalitären Regime, in dem Propaganda allgegenwärtig war und kritisches Denken unterdrückt wurde
  • Beobachtungen:
    • Franz sah, wie jüdische Nachbarn plötzlich verschwanden oder Geschäfte geschlossen wurden
    • Viele hielten sich jedoch aus Angst oder Desinteresse zurück und wagten es nicht, sich aktiv gegen die Verfolgungen auszusprechen
  • Mitgliedschaft in der NSDAP: Franz war Mitglied bei der Organisation „Die deutsche Arbeiterfront“, der NSDAP, da dies oft zur Sicherung des Arbeitsplatzes notwendig war
  • Information: Franz hörte von Deportationen oder dem Kriegsgeschehen, hatte jedoch keinen genauen Einblick in die Massenmorde der Konzentrationslager, da diese bewusst verschleiert wurden
Mögliche Handlungsweisen:
  1. Mitläufer: Franz nahm die Politik der Nazis schweigend hin, um seine Familie zu schützen und sich selbst nicht in Gefahr zu bringen
  2. Widerstand: Einige wenige Bürger leisteten stillen Widerstand, indem sie Juden halfen, Verfolgte versteckten oder anderweitig gegen das Regime arbeiteten
  3. Opportunist: Franz nutzte die Vorteile des Regimes, wie durch den beruflichen Aufstieg oder die Übernahme jüdischer Geschäfte („Arisierung“)
Nachkriegszeit:
  • Nach dem Krieg stand Franz vor der Frage der persönlichen Verantwortung. Viele Bürger behaupteten, nichts von den Gräueltaten gewusst zu haben, obwohl sie Zeugen von Diskriminierung und Gewalt geworden waren
  • Er wurde in einem Entnazifizierungsverfahren beurteilt, in dem geprüft wurde, ob er aktiv am Regime beteiligt war oder nur als „Mitläufer“ galt
Bedeutung: Franz Müller steht exemplarisch für Millionen Deutsche, die während des Holocausts in einem Spannungsfeld aus Angst, Opportunismus und moralischer Verantwortung lebten. Sein Leben zeigt, wie individuelle Entscheidungen und Passivität das Schicksal vieler beeinflussten und welche Bedeutung Zivilcourage hat – auch unter Gefahr des eigene Lebens.

Beispielbild

Quellen